Vita

Günther wurde am 18.7.1936 in Berlin geboren und wuchs im Frankenwald auf. Der Mutter wäre wohl eine Tochter lieber gewesen als ein Sohn, denn bis zum fünften Lebensjahr durfte er nur in Haus und Garten spielen statt mit anderen Kindern, wurde fast wie ein Mädchen gekleidet und hatte langes Haar. Der Vater machte dann dem Spuk ein Ende, und unser Günther entwickelte sich zu einem gewaltigen Lausbuben mit großem Freiheitsdrang, der den Besitzansprüchen seiner Mutter ständig zu entkommen trachtete. Kurz vor der Mittleren Reife zum Beispiel brach er die Schule ab und machte eine Lehre als Autoschlosser. Trotzdem war er rückblickend fast dankbar für diese Umklammerung, denn er war der Meinung, daß sie ganz wesentlich dazu beigetragen habe, in ihm die Kräfte wachzurufen und zu stärken, die man braucht, um ein freier, unabhängiger Mensch zu werden. Sechs Jahre lang war er immer im Sommerhalbjahr in Dornach, arbeitete im/am Bau, kochte bei Tagungen und hörte Vorträge. Sein Vater war ja zeitlebens Mitglied der AAG, er aber nicht. Dann irgendwann doch Abitur und Studium in Bayern, Arbeit im Rheinland - er saß als einer der ersten in Jeans und ohne Krawatte hinterm Pult. Der Unfall ereignete sich, als er aus einem Bildungszentrum, in dem er für die Laboreinrichtung zuständig war, bei einem Unwetter Geräte und Chemikalien (auch Gifte) retten wollte. Das Resultat waren Lungenentzündung, Asthma Bronchiale, eine Odyssee durch Kliniken und Reha, Fehldiagnosen und schließlich die Frühpensionierung. Ab 1983 lebte er auf Teneriffa und konnte wegen seiner angeschlagenen Gesundheit keine Reisen mehr unternehmen. Zu der geschädigten Lunge kamen dann noch Herzprobleme und Magengeschwüre. Seine Mutter und seine Großmutter waren übrigens an ähnlichen Krankheiten gestorben. Aber über solche Sachen redete er halt nicht oft. Ich finde, er hat es vorbildlich geschafft, trotz, oder vielleicht auch wegen, seiner äußerlich eingeschränkten Bewegungsfreiheit einen großen inneren Reichtum, große geistige Beweglichkeit und seelische Feinheit und Freiheit zu entwickeln. Bild, Ton, Sprache und Musik waren ihm wichtig, alles Laute und Enge, jede Reizüberflutung waren eine Qual für ihn. Besonders zu Rilke fühlte er sich hingezogen. Und er konnte sich freuen und staunen wie ein Kind und legte zuweilen einen hinreißenden Humor an den Tag! Er ist wirklich über über die äußerlich auferlegten Beschränkungen innerlich hinausgewachsen.

Günther verstarb durch eine Lungenembolie am Samstag, den 27. Januar 2001 um 17.30.

Dieser Lebensabriss wurde von Ingrid Steffen-Faschon zusammengestellt.


Diese Homepage wird betreut von: Martin-Ingbert Heigl    email

<- Zurück          Anfangsseite